DRUCKEN

15.04.2021, Wien/Bgld.: AUVA-Arbeitsunfallstatistik Burgenland 2020 im Corona-Rekordtief


2020 war ein Ausnahmejahr: Die Corona-Pandemie, Lockdowns, die Nutzung von Homeoffice und Kurzarbeitsregelungen wirkten sich direkt auf die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten aus. Bei beiden ist für das vergangene Jahr im Burgenland – wie auch bundesweit – ein starker Rückgang zu verzeichnen.

Für das Burgenland wurden 2020 von der AUVA 1.458 Arbeitsunfälle (ohne Wegunfälle) unselbstständig Erwerbstätiger anerkannt. In absoluten Zahlen sind das um 273 Arbeitsunfälle (- 15,77 Prozent) weniger als im Jahr 2019. Im Monatsverlauf 2020 wurde der absolute Tiefstand der anerkannten Arbeitsunfälle im Dezember mit 56 erreicht. Den zweitniedrigsten Monatswert findet man während des ersten Lockdowns im April 2020 (86 anerkannte Arbeitsunfälle).

Die normalerweise wichtigste Kennzahl, die Unfallrate – also die Relation zwischen der Anzahl der Arbeitsunfälle und der Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse – verliert durch die Kurzarbeit stark an Aussagekraft. Denn wenn Beschäftigte z. B. nur 20 Prozent der normalen Zeit am Arbeitsplatz verbringen, besteht auch nur in einem Fünftel der Zeit überhaupt die Gefahr, einen Arbeitsunfall zu erleiden. Im Burgenland lag die Unfallrate je 1.000 Beschäftigungsverhältnisse 2020 bei 15,48.

„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass von heute auf morgen alles anders sein kann. Die Beschäftigten waren weniger mobil, viele arbeiteten im Homeoffice oder waren in Kurzarbeit. In dieser herausfordernden Zeit war die AUVA ein zuverlässiger Partner für Unternehmen. Mit Infos und Beratungen zur Covid-19-Prävention am Arbeitsplatz haben wir burgenländische Unternehmen dabei unterstützt, Arbeitsplätze und -bedingungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst sicher und gesund zu gestalten“, so der Vorsitzende der AUVA-Landesstelle Wien, KommR Peter Engelbrechtsmüller.

Auch Wegunfälle gingen  stark zurück

Die geringere Mobilität aufgrund von Homeoffice und Arbeitszeitreduktion führten 2020 zu deutlich weniger Wegunfällen im Vergleich zum Vorjahr. Mitarbeiter aus burgenländischen Betrieben hatten 2020 auf dem Weg zur Arbeit oder wieder nach Hause 117 Wegunfälle, das sind um 16,43 Prozent weniger als 2019.

Unfallträchtigste Branchen, häufigste Unfallursachen

Die absoluten Unfallzahlen sanken 2020 in allen großen Wirtschaftsklassen. Was die Häufigkeit betrifft, so gibt es hier aber im Vergleich zu 2019 keine Verschiebungen. Die unfallträchtigste Branche im Burgenland bleibt nach wie vor der „Bau“ (389 Arbeitsunfälle bzw. 26,68 Prozent aller anerkannten Arbeitsunfälle unselbstständig Erwerbstätiger in burgenländischen Betrieben). Dahinter folgen die „Produktion“ (285 Arbeitsunfälle) und der „Handel“ (216 Arbeitsunfälle).

Auch bei den Unfallursachen gab es im Vergleich zu 2019 kaum Änderungen. Die häufigsten Unfallursachen in Burgenlands Betrieben waren 2020 mit 37,59 Prozent „Kontrollverlust“ über Maschinen, Transportmittel und Werkzeuge (548 Arbeitsunfälle), mit 18,31 Prozent „Unkoordinierte Bewegungen“, wie z. B. Anstoßen, Zusammenstoßen oder Treten auf scharfe Gegenstände (267 Arbeitsunfälle) und mit 17,97 Prozent „Stürze“ (262 Arbeitsunfälle).

Mit dem geringeren Arbeitsunfallaufkommen sank auch die Zahl der Krankenstandstage: Im Vergleich zu 2019 wurde mit 29.884 Krankenstandstagen ein Rückgang von 16,45 Prozent verzeichnet. Durchschnittlich waren Beschäftigte aus burgenländischen Betrieben nach einem Arbeitsunfall 20,5 Tage im Krankenstand. 

Berufskrankheiten: Lärmschwerhörigkeit weiterhin an der Spitze

Pandemiebedingt liegen die Meldungen für eine Berufskrankheit und die anerkannten Berufskrankheiten-Fälle auf einem deutlich niedrigeren Niveau als bisher. Im Bereich der AUVA-Landesstelle Wien, die für die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland zuständig ist, gab es 2020 insgesamt 231 anerkannte Berufskrankheiten unselbstständig Erwerbstätiger (2019: 303). Die häufigste Berufskrankheit im Landesstellenbereich war in etwas mehr als vierzig Prozent aller Fälle die durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit (BK 33). An zweiter Stelle liegen Infektionskrankheiten (BK 38) mit 37 Fällen. Dahinter folgen asbestbedingte Erkrankungen des Rippenfells, der Lunge und des Kehlkopfs (BK 27a-d) mit 34 Fällen. 

Ein Jahr Pandemie – Prävention bleibt wichtigste Aufgabe der AUVA

„Durch die Corona-Krise hat das Thema Prävention einen zusätzlichen Stellenwert erhalten. Die Flexibilität, die sowohl vor Ort in den Unternehmen als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Homeoffice gefordert wurde und wird, hat auch Auswirkungen auf die Prävention. Zu den bisher bekannten Arbeitnehmerschutz-Maßnahmen sind neue Aspekte dazugekommen, die für alle große Herausforderungen bedeuten“, resümiert Reinhard Minixhofer, Direktor der AUVA-Landesstelle Wien.

Um Unternehmen und ihre Beschäftigten auch in diesen herausfordernden Zeiten bestmöglich zur Seite zu stehen, hat das Präventionsteam der AUVA rasch reagiert und Info-Materialien und neue Beratungsangebote zum Arbeitnehmerschutz im Zusammenhang mit dem Coronavirus erstellt. Der persönliche Kontakt mit den AUVA-Präventionsexpertinnen und -experten ist aktuell vor allem durch Online-Beratungen möglich. Darüber hinaus wurde das Präventionsangebot um kostenlose Webinare zu wichtigen Präventionsthemen erweitert. Zudem stehen Unternehmen Videos, Merkblätter, Checklisten, Poster, Aufkleber und Blog-Beiträge kostenlos zur Verfügung.